Singen gibt Mut und Zuversicht. Foto: pixabay
Monatsspruch Oktober 2022
„Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“ Offenbarung 15,3 (E)
Die Christen zur Zeit des Sehers Johannes singen Lieder gegen unerfreuliche Zustände ihrer Zeit. Das Singen macht Mut, gibt Trost, ist ein Gebet. Ja, die Musik und das Singen können heilsam sein. Vielfach ist dies beschrieben worden: Die Angst einfach wegsingen. Denken wir an David, dessen Königs-Karriere damit begann, dass er als Hirtenjunge zu König Saul gerufen wurde, um dessen böse Geister mit Harfenspiel und Gesang zu vertreiben.
„Ich liebe die Musik“, sagt Martin Luther, „weil sie ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen ist, weil sie die Seelen fröhlich macht.“ Wir wissen, dass es auch Schlacht- und Streitgesänge gibt. Es kommt immer auf die Inhalte der Lieder an, aber so oder so: Singen gibt Mut und Kraft, ist gesund und kostet gar nichts, vielleicht ein wenig Überwindung.
Manche denken vielleicht, der Autor hat den Sonntag Kantate im Sinn. Das Singen ist eine tägliche Angelegenheit und lobpreisender Gesang ist unsere Antwort, weil wir uns in der Gottesbeziehung aufgehoben fühlen, auch in der oftmals bedrängenden Frage der Gegenwart: Was kommt auf uns zu?
Die Not der Christen zur Zeit der Offenbarung des Johannes wog sicherlich schwerer als die Sorgen, die wir in den Freiheiten unseres Lebens haben. Wir leiden hier keinen Hunger, auch dann nicht, wenn die Lebensmittel- und Gaspreise steigen. Wenn jemand in Not ist, dann können wir uns gegenseitig helfen, medizinisch, sozial, menschlich und christlich.
Gott sei Dank!
Klaus Büstrin, Prädikant in Potsdam

Tägliches Dankfest
Predigttext zum 2. Oktober 2022
Erntedank: 5. Mose 8,7–18
Denn der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen, … ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt … Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
5. Mose 8,7.9a.10
Danken motiviert, mit Lebensmitteln sorgsam umzugehen. Foto: pixabay
Die Nachrichten aus der Ukraine und die aus dem Süden Afrikas von Dürre, Wassermangel und Hunger, machen uns deutlich, dass wir täglich Dankfest feiern könnten. Wir haben satt zu essen, sind ärztlich versorgt und leben im Frieden. Nichts, was wir täglich so gedankenlos genießen, ist selbstverständlich. Wir haben vieles, worauf andere verzichten müssen.
Das biblische Wort für das Erntedankfest erinnert das Volk Israel und uns an das Gute, das wir erfahren. Erntedank beginnt mit dem Blick zurück auf ein Jahr, in dem wir vor schlimmer Not verschont wurden. Und mit dem Staunen, dass Gottes Güte uns bewahrt und gesegnet hat. Wir sind ja nicht in allem „Selbstversorger“, die das Leben der eigenen Tüchtigkeit verdanken. „Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Matthäus 5,45).
Dann kommt in unserem biblischen Wort das Hauptanliegen: „Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott loben“ (5. Mose, 8,10), Die Generationen vor uns haben diese Mahnung als Aufforderung gehört, vor oder nach jeder Mahlzeit ein Dankgebet zu sprechen. Das regelmäßige Tischgebet ist bei vielen „aus der Mode“ gekommen. Es kann uns aber helfen, jede Mahlzeit mit einem kleinen „Erntedank“ zu beginnen oder abzuschließen.
Geradezu beschwörend hören wir: Wenn es dir gut geht, „dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott vergisst“ (5. Mose 8,14). Dass du meinst, du hast das alles verdient, weil du so tüchtig und clever bist.
Von Herzen danken für alles Gute im Leben kann nur, wer die Adresse für seinen Dank kennt: Gott, den wir nach dem Willen Jesu als „unser Vater“ anreden. Den Geber alles Guten. Der uns den „Brotkorb“ nicht hoch hängt, sondern reichlich füllt. Wer mit Gott rechnet, sieht in den natürlichen Gaben seine wunderbare Güte und Barmherzigkeit.
Danken motiviert uns, mit den Lebensmitteln sorgsam umzugehen. Es ist eine Schande, wie viel Nahrung im kleinen und großen Stil in der Tonne landet. Viele Mülleimer sind ein Beweis der Undankbarkeit. Dank ermutigt zum Teilen. Die Menschen zu Jesu Zeiten lebten mit der Einrichtung des „Zehnten“. Zehn Prozent dessen, was jemand einnahm, wurde dem Tempel übergeben oder den Armen.
Ich kenne Christenmenschen, die es sich auch heute zur Regel gemacht haben, neben der Kirchensteuer einen festen Betrag, ihren „Zehnten“, zurückzulegen, um damit in Indien, Afrika oder vor ihrer Haustür Menschen zu helfen. Wir beten: „Unser täglich Brot gib u n s heute“, also im Plural. Wer teilt, wird dadurch nicht ärmer. Gott danken „mit Herzen, Mund und Händen“.
Siegfried Dehmel ist Pfarrer i.R. der Berliner Stadtmission

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Das Heil verbreiten
Predigttext zum 9. Oktober 2022,
17. Sonntag nach Trinitatis:
Jesaja 49,1–6
Der Herr spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht, dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.
Jesaja 49,6
Gott hat andere Pläne. Wie so oft. „Sein Knecht“ soll die Stämme Jakobs aufrichten und die Zerstreuten Israels wiederbringen. Als sei das nicht schon genug. Mehr als das. Nun kommt noch etwas hinzu. Gottes Licht soll er allen Völkern bringen, damit sein Heil bis in jeden Winkel der Erde reicht. Und jeder Mensch davon erfährt, dass Gott durch Vergebung und Neuanfang alles heilen kann.
Aber wer ist der Knecht, von dem hier die Rede ist? Im jüdischen Glauben, in der Tora, ist er der Retter des Volkes Israel. Manche Ausleger sehen in ihm das ganze Volk Israel, das stellvertretend für die Sünden der Völker leidet. Mit ihm hat Jahwe einen Bund auf ewig geschlossen. Mit dem Licht für alle Völker sind die Völker Israels gemeint, so Rabbi Schlomo ben Jizchak, genannt Raschi. Die Verse des Jesaja sprechen den aus ihrer Heimat ins babylonische Exil weggeführten Israeliten neue Hoffnung zu. Nun wird Gott kommen und es durch die Wüste ins Land Israel zurückführen. Diese Botschaft wird mit großer Kraft und Bildhaftigkeit verkündet.
Im Christentum ist Gottesknecht ein Titel für Jesus Christus. Mit der Übersetzung der hebräischen Bibel in die griechische Sprache wurden die Gottesknechtslieder in die christliche Tradition eingeführt und später auf Jesus Christus bezogen. Sein Leiden bei seiner römischen Hinrichtung als Verbrecher am Kreuz führt diejenigen, die ihm folgen, heraus aus der eigenen Gefangenschaft in sich selbst, aus dem Gefängnis dessen, was Menschen von Gottes Heil trennt.
Gott ist meine Stärke, sagt der Gottesknecht von sich. Nur so kann er seine große Aufgabe angehen.
Sibylle Sterzik, Berlin
Lebe ich wirklich nach Gottes Willen?
Predigttext zum 16. Oktober 2022
18. Sonntag nach Trinitatis:
Epheser 5,15–20
Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist. Epheser 5,15–20
Wenn ich das wüsste, was Gottes Wille ist? Geht es euch auch so? Entscheidungen treffen, man fragt sich, was ist hier Gottes Wille? Klar kann man beten! Und doch bleiben Restzweifel an meinen Entscheidungen, alles verstanden? Unverständig sein will ich nicht, wie im Predigttext.
Will schon fragen was Gottes Wille ist und verstehen. Ist das alles richtig? Spielt mein Denken und Tun wirklich eine kleinere Rolle als der Wille Gottes? Vielen Christen ist es schon so gegangen, Sie sind unsicher, wissen nicht, wo es langgeht, wollen Gott aber auch nicht verärgern.
Da schaue ich zurück auf mein Leben und erkenne: Jeder Tiefschlag hat mich geformt zu dem, was ich heute bin und lebe. War es Gottes Plan, dass ich meinen Kopf durchsetze? Sicherlich haben nicht viele Tage und Taten im Leben Gottes Zustimmung gefunden.
Wir Christinnen und Christen haben einen Vorteil: Wir können immer um Vergebung bitten. Ich weiß, wo ich hingehen kann, wenn es wieder einmal in meinem Leben nicht nach Gottes Willen gelaufen ist. Ich kann beten und abgeben und gehe oft gestärkt aus diesem Gebet, mutig und stark wie Josua, dem Gott zuspricht: „Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst“ (Josua 1,9).
Gott danke, dass du da bist, auch wenn ich nicht oft genug nach deinem Willen frage! Gott wie du willst und auf immer, dein Wille geschehe.
Titus Schlagowsky, Gastwirt und Prädikant in Nastetten im Rhein-Lahn-Kreis
I

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Ein neuer Anfang
Predigttext zum 23. Oktober 2022
19. Sonntag nach Trinitatis:
Markus 2,1-12
Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!
Markus 2,5+11
Zweierlei tut Jesus: Sünden vergeben und sechs Verse später heilen. Die erste Sündenvergebung wurde von ihm gar nicht erwartet in dem überfüllten Haus in Kapernaum. Bestimmt hat es nicht nur die vier Männer mehr als irritiert, die den Gelähmten durch Dachabdecken zu Jesus schleppten. Was soll der Gelähmte damit anfangen? Seine Krankheit hat doch nichts mit Sünde zu tun, oder doch? Sünden vergeben ist allein Gottes Sache, kann und darf Jesus das? Wer ist dieser Jesus?
Markus gibt ganz am Anfang seines Evangeliums schon eine Antwort: Jesus ist mehr, als sie erleben und sehen. Jesus erfüllt die Zeit und bringt das Reich Gottes nahe herbei, jetzt. Jesus ist als bevollmächtigter Sohn Gottes erlebbar.
Was sie so getrennt erfahren, gehört eng zusammen, ist miteinander verflochten: Sünden vergeben und heilen. Hier beginnt ein neues Leben für den Gelähmten: Er geht mit seinem Bett unterm Arm hinaus. Da ist plötzlich Platz zum Gehen im engen überfüllten Haus. Da fängt einer neu an, weil andere geglaubt haben: Wie das neue Leben des namenlosen Gelähmten aussieht, erzählt uns Markus nicht. Aber an ihm wird deutlich, wer Jesus ist. Das Unmögliche, das Unvorhersehbare, das Unfassbare geschieht: das Leben nimmt einen neuen Anfang – heute.
„Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!“ – so klingt es im Refrain eines Osterliedes aus Tansania (Evangelisches Gesangbuch EG 116).
Der Glaube der vier Träger ruft andere zum Glauben an Jesus, das Reich Gottes ist nahe: Da stehen sie unerwartet am Grab und nehmen Abschied von ihrem Bruder, weil sie einander vergeben wollen, was seit einigen Jahren zwischen ihnen stand. Gottes Frieden wird ihnen heute geschenkt. Das glauben sie und können getrost weitergehen.
Da sitzt er mit seinen 8 Jahren in der Kirchenbank und hört dem Spiel der Organistin zu, vor den Ferien hat sie der Klasse die Orgel erklärt. Das muss ich meinem Papa sagen, man kann einfach so in die Kirche gehen, zuhören, staunen, still werden, ohne dass jemand gestorben ist, man kann träumen vom Fußball und allem, was schön ist im Leben und dann wieder Freunde treffen. Papa kann jetzt mal mitkommen.
Da steht sie als erwachsene Frau mit ihrem Ehemann am Taufstein und lässt sich taufen, weil sie eine Ahnung davon bekommen hat, dass ein Leben mit Jesus erfülltes Leben ist, weil sie heute glaubt und die Gemeinschaft in der Kirche liebt.
Markus erzählt: Heute und hier ist die Zeit erfüllt, Jesus schenkt Vergebung und Leben, beides gehört zusammen. Lasst uns Gott loben: „Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!“
Sabine Benndorf, Prädikantin in der Region Templin

Liebe ist stärker als der Tod
Predigttext zum 30. Oktober 2022
20. Sonntag nach Trinitatis:
Hohelied 8,6b-7
Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine gewaltige Flamme.
Hohelied 8,6b
Mit dem letzten Sonntag im Oktober gehen wir hinüber in die dunkle Zeit des Kirchenjahres. Die Zeitumstellung an diesem Tag macht es deutlich: Es wird dunkler um uns. die Tage werden kürzer. Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag, das sind die Tage, die jetzt kommen. Sie sind bestimmt durch das Nachdenken über das Sterben und den Tod. Und da trifft uns mit dem Predigttext ein Wort, das vom Tod spricht und den Tod in Beziehung zur Liebe setzt: Liebe ist stark wie der Tod.
Ich habe es nachgesehen: Es gibt in der ganzen Bibel nur diese eine Stelle, wo die Worte Liebe und Tod so nahe beieinanderstehen. Nur an einer einzigen Stelle wagt es die Bibel, diese beiden Größen „Liebe und Tod“ nebeneinander zu stellen.
Liebe und Tod, diese beiden Worte stehen für die ganz großen Gefühle, die unser Herz bewegen können. Nichts vermag unser Herz mehr in Bewegung zu bringen, als verliebt zu sein oder den Tod eines Menschen erleben zu müssen.
Die Stärke des Todes werden wir nicht in Zweifel ziehen. Wir merken es grad im Herbst. Die Blätter fallen, die Welt wird grau. das Leben scheint sich zu verabschieden. In vielen Familien denken wir in diesen Tagen besonders an die Verstorbenen. Die Zeit des Trauerns holt uns wieder ein. Wir spüren, wie stark der Tod unser Leben beeinflusst und es traurig macht. Tränen kommen, die Welt ist so anders geworden, seit wir den Tod eines lieben Menschen erleben mussten.
Und die Stärke der Liebe, ist die noch zu merken? Wer trauert, wird spüren, dass die Gedanken über den Tod des geliebten Menschen vergehen, aber die Liebe zu ihm bleibt. Die Liebe hat einen ewigen Wert, der auch durch das Schlimmste nicht erschüttert werden kann. Die Macht des Todes, seine Stärke, geht zu Ende, aber die Liebe wird bleiben.
Beide, Liebe und Tod, sind stark, aber die Liebe ist stärker, möchte ich gegen den Satz aus der Bibel sagen. Gott nimmt seine Liebe nicht von den Menschen, wenn sie sterben. Vielmehr gibt er ihnen neue Lebendigkeit, wenn er ihnen auf der anderen Seite des Todes das ewige Leben schenkt. So sagt und hofft es der Glaube ganz gewiss.
Die Liebe, die uns mit unseren Verstorbenen verbindet, hört nicht einfach auf. Sie bleiben in unseren Herzen und Erinnerungen die geliebten Menschen.
Auch wenn Liebe und Tod stark sind und wir merken, wie stark uns beides bewegt, bleibt die Liebe die stärkere gegenüber dem Tod. Nichts von der Liebe, die Gott seinen Menschen schenkt, nichts von dieser Liebe, die uns unsere Verstorbenen gegeben haben und die wir von ihnen nehmen durften, geht mit dem Tod zu Ende und wird begraben. Vielmehr weist die Liebe den Tod in die Schranken. Der Tod ist etwas Zeitliches. Die Liebe ist ewig. Deswegen kommt der Tod gegen die Liebe nicht an.
Thilo Haak, Pfarrer der Ostergemeinde, Berlin-Wedding